SPORT, 17.06.2003

Panathlon-Preis 2003
Starke Frauen

Simone Luder und das Damenfussballteam des FC Bern erhalten den Panathlon-Preis 2003.
 

«Es geht nicht darum, dass wir Frauen sind; problematisch ist, dass wir Frauen sind, die Fussball spielen.» Das sagt Mirjam Berz, Captain des NLA-Damenfussballklubs Bern. Beachtung fänden ihre Leistungen meistens nur dann, wenn eine Meisterschafts- oder Cup-Entscheidung anstehe, meint die 27-fache Nationalspielerin. Für den Frauenfussball und den DFC Bern wäre aber eine konstante Berichterstattung während der ganzen Saison wichtig.

Ein Zeichen der Leistungsanerkennung erhielten die Berner Fussballerinnen gestern Abend: Im Haus des Sports nahmen sie zusammen mit der OL-Läuferin Simone Luder den Berner Panathlon-Preis 2003 entgegen. Der Panathlon-Club Bern (PCB) vergibt jedes Jahr einen Einzel- und einen Teampreis. Das Ziel der von einer Stiftung finanzierten Auszeichnung ist es, Ethik und Gesellschaftsrelevanz des Sports zu thematisieren.

Herausragende Leistungen

Der PCB zeichnet 2003 bewusst Leistungen von Frauen in unterschiedlich anerkannten Disziplinen aus. Die Münsingerin Simone Luder erhält den Preis für ihre Spitzenleistungen im Vorjahr: Die derzeitige Weltranglistenerste wurde unter anderem Langdistanz-Europameisterin und gewann dank ihrer acht Weltcupsiege den Gesamtweltcup. Verena Weibel, Präsidentin des PCB, sagt: «Dass wir Luder auszeichnen, stand gar nie in Frage.» Über die Ehrung ihres national erfolgreichen Teams freut sich auch Mirjam Berz: «Es ist immer schön, erhält man einen Preis.» Der DFC Bern hat in seiner über 30-jährigen Vereinsgeschichte bereits 10-mal den Schweizer-Meister-Titel und 15-mal den nationalen Cup gewonnen. Die laufende Saison werden die Bernerinnen als Vize-Meisterinnen beschliessen; nach dem 1:1 gegen Bad Ragaz am vergangenen Sonntag steht eine Runde vor Schluss fest, dass der DFC dem Leader Sursee den Titel nicht mehr streitig machen kann.

Mädchenfussball in der Schule

Mit der Preisvergabe an den DFC will Weibel vor allem dazu beitragen, dass Leistungen von Frauenfussballteams in der Gesellschaft stärkere Beachtung finden. «Frauen können das, was Männer können, auch», sagt Weibel. Sie ist überzeugt: «Würden mehr Frauen Fussball spielen, wäre auch die Akzeptanz grösser.» Die Mädchen hätten heute ein anderes Selbstwertgefühl als früher. Es sei schon so, dass Mädchen in der Schule eher Volleyball als Fussball spielen, meint Verena Weibel. «Die Schülerinnen werden noch zu wenig zum Fussballspiel aufgemuntert.» Mirjam Berz hingegen glaubt, dass im Turnunterricht vermehrt auch Mädchen auf dem Rasen den Bällen hinterherrennen; zudem würden die meisten Eltern ihre kickenden Töchter unterstützen.

Auffallend ist, dass Frauen eher in Teamsportarten ein Schattendasein fristen als in Disziplinen, in denen die Einzelleistung zählt. Im Tennis beispielsweise ist bezüglich Medienpräsenz von Frauen und Männern kein grosser Unterschied zu beobachten. Die einzige Differenz zwischen ATP- und WTA-Tour ist bei den ausbezahlten Siegprämien zu finden: Mehrheitlich erhalten Frauen tiefere Preisgelder als Männer. Die Tatsache, dass in Einzelsportarten der Kampf Frau gegen Frau entfällt, hat für Weibel keine grosse Bedeutung: «Ich glaube nicht, dass Zweikämpfe Mädchen und Frauen davon abhalten, eine Teamsportart auszuüben.»

Unterschiedliche Würdigung

Nicht nur die Akzeptanz von Frauen in Einzel- und Mannschaftssportarten ist unterschiedlich, auch innerhalb der Team-Disziplinen selbst lassen sich Differenzen feststellen; beispielsweise zwischen den Volleyballerinnen von Zeiler Köniz und dem DFC Bern. Berz sagt, dass Zeiler einen ähnlichen sportlichen Werdegang hinter sich hätte wie der DFC. «Auch wir haben wie Köniz letzte Saison vor knapp zwei Jahren im Europacup gespielt», sagt Berz. Grosse Schlagzeilen machte der internationale Auftritt aber nicht.

Gestern Abend taten die Berner Fussballerinnen einen Schritt ins Rampenlicht der Panathlon-Preis 2003 kann einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass der dreifache Double-Gewinner künftig vermehrt Beachtung erhält. (jul)

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