Die Freude nach dem klaren Cupfinal-Sieg der Bernerinnen über Lugano war gross, obwohl der FC Bern Frauen in den beiden vergangenen Jahren alles gewonnen hat,
was es im Schweizer Frauenfussball zu gewinnen gibt. In ihren beiden Saisons mit den Bundesstädterinnen gewann Trainerin Vreni Höhener zweimal das Double
(Meisterschaft und Cup). Die Frauen des FC Bern gehören zwar schon lange zur nationalen Spitze, die Überlegenheit, die sie derzeit ausspielen können, ist aber
einzigartig.
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Finalsieg nur Formsache
Der Cupfinal 1996 war im Grunde nur eine Formsache. Wie vor Wochenfrist im Neufeldstadion bezwangen die Bernerinnen Rapid Lugano mit vier Toren Unterschied.
Die Tessinerinnen konnten in der ersten halben Stunde - von ihrem begeisterten Anhang angefeuert - überraschend gut mithalten. Nach dem Führungstreffer der
FCB-Frauen durch Anouk Macheret nach knapp einer halben Stunde war die Partie aber bereits entschieden. Trotz strömendem Regen gaben sich die Bernerinnen
Mühe, weiterhin Tempo zu machen. «Wir wollten dem Publikum beweisen, dass Frauenfussball sehenswert ist», meinte Captain Susanne Gubler nach dem Spiel. Mit der
Zuschauerzahl von 550 war die Tribüne für einmal um das Fünf- bis Sechsfache besser besetzt als üblich. Die Bernerinnen zeigten viele gelungene Kombinationen, ihnen
gelangen schöne Tore.
Optimale Mischung im Team
Für den durchschlagenden Erfolg der FCB-Frauen gibt es mehrere Gründe. Erzrivale Seebach steckt zurzeit in der Krise. Nach den Abgängen mehrerer
Stammspielerinnen auf diese Saison hin ist der mehrfache Schweizer Meister und Cupsieger zwei Runden vor dem Ende der Meisterschaft noch immer nicht definitiv
vor dem Abstieg gerettet. Im Gegensatz zu den Zürcherinnen stimmt beim FC Bern Frauen die Mischung zwischen jungen und erfahrenen Akteurinnen. Mit Nadja
Gäggeler, Susanne Gubler, Tatjana Hänni, Sabine Lecsko, Anouk Macheret und Andrea Olling stehen sechs Bernerinnen im aktuellen Kader des Nationalteams.
Stärker als das Nationalteam?
Hier und dort wird gar gemunkelt, der FC Bern sei derzeit stärker als die Nationalequipe. «Das ist schon möglich», sagt Vreni
Höhener. «Ein starkes Kollektiv wird nicht unbedingt von den elf besten Einzelspielerinnen gebildet, sondern von jenen elf, die sich bedingungslos in den Dienst des Teams stellen.» Dieser Devise folgend, beliess
Höhener auch ehemalige oder aktuelle Nationalspielerinnen auf der Ersatzbank.
Schweres Erbe für neuen Trainer
Vreni Höhener, die Baumeisterin der grossen Erfolge in den letzten beiden Jahren, tritt Ende Saison aus beruflichen Gründen zurück. Sie hat schon Angebote von
Männerteams erhalten, räumt aber ein, dass sie keine Feierabendfussballer trainieren wolle. «Diesbezüglich war ich bei den Frauen des FC Bern sehr verwöhnt.» Der
neue Trainer, Thomas Wyttenbach, will das 4-2-2-System, welches Anfang dieser Saison eingeführt worden ist, weiterführen. Er wird ein schweres Erbe antreten.
Vielleicht bringt aber gerade der Wechsel auf dem Trainerposten dem erfolgsgewöhnten Team einen neuen Motivationsschub.
Bern - Rapid Lugano 5:1 (2:0)
Sportanlage Brühl. - 550 Zuschauer. - SR Veronika Schluchter (Schönenbuch). - Tore: 26. Macheret 1:0. 37. Hänni 2:0. 51. Käser 3:0. 59. Macheret 4:0. 74. Gennari
4:1. 82. Käser 5:1. - Bemerkung: Keine Verwarnungen.
Bern:
Lecsko; Vonlanthen (68. Olling), Berz, Tschanz, Grossenbacher; Schranz, Gubler,
Hänni, Gäggeler (72. Nobs); Käser, Macheret (72. Wenger).
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