SPORT  14.05.1996

Frauenfussball, Meisterschaft 1995/96
Bern verteidigt den Titel 
Zwei Runden vor Abschluss der NL-A-Meisterschaft hat sich der FC Bern Frauen den achten Schweizer-Meister-Titel gesichert.  
  

cmg/cbn. Mit dem nie gefährdeten 4:0-Erfolg über Rapid Lugano hat sich das Frauenteam des FC Bern vorzeitig den Schweizer Fussball-Meistertitel gesichert. Die Bundesstädterinnen haben damit ihre Dominanz eindrücklich unter Beweis gestellt. Mit einem Sieg im Cupfinal am 25. Mai in Muri AG gegen Rapid Lugano können sie sich gar den Gewinn des Doubles sichern - ein Kunststück, das den Bernerinnen bereits letztes Jahr gelungen ist. Acht Schweizer-Meister-Titel und zehn Cupwettbewerbe hat der FC Bern Frauen bereits gewonnen, weitere Erfolge sind absehbar. 
 
Neues System als Motivation 
In Anbetracht der Tatsache, dass die Bernerinnen bereits alles gewonnen haben, was es in der Schweiz zu gewinnen gibt, stellt sich die Frage nach der Motivation der einzelnen Spielerinnen. «Manchmal ist es schon etwas schwierig, immer wieder den nötigen Ehrgeiz aufzubringen. In dieser Saison haben wir ein neues Spielsystem eingeführt, das war unser Anreiz», sagt Susanne Gubler, Captain des FC Bern. Die Bernerinnen haben als erste Frauen-Equipe der Schweiz das 4-4-2-System eingeführt. Gubler: «Nach einigen Startschwierigkeiten haben wir uns schnell an die neue Spielweise gewöhnt und nun mit sichtlichem Erfolg praktiziert.» 
 
Ein weiterer Motivationsfaktor - zumindest für die erfahrenen Spielerinnen - sei der Einbau von Juniorinnen ins Fanionteam, betont Gubler. Ansonsten sei die Meisterschaft nicht allzu spektakulär verlaufen. «Der Dreikampf zwischen uns, den Blue Stars und Sursee war zu früh entschieden, die Spannung zu früh weg.» 
 
Obwohl der Anreiz, Titel zu gewinnen, nicht mehr so gross ist wie auch schon, bleibt das Team im grossen und ganzen weiter bestehen. Zwei Spielerinnen treten zurück, die übrigen werden auch nächste Saison wieder dabei sein. «Mir macht es immer noch Spass. In einem Team zu spielen, ist einfach ein gutes Gefühl, und solange die Freude da ist, werde ich weiterspielen», erklärt Susanne Gubler. 

Bern - Rapid Lugano 4:0 (2:0) 
Stadion Neufeld. - 190 Zuschauer. - SR Rolli (Rubigen). - Tore: 15. Macheret 1:0. 45. Käser 2:0. 57. Wenger 3:0. 61. Olling 4:0. 

Bern:
Lecsko; Olling, Grossenbacher, Berz, Vonlanthen; Tschanz, Schranz (82. Gubler), Gäggeler (72. Lehmann); Macheret, Käser (46. Wenger). 

Frauen, NL A: 
Bern - Lugano 4:0. Seebach - Blue Stars 2:2. Malters - Bethlehem 7:0. Sursee - Schwerzenbach 5:0. St. Gallen - Rotschwarz Thun 1:4.

Rangliste (alle 16 Spiele):
1. Bern 44. 2. Blue Stars 35. 3. Sursee 34. 4. Malters 26. 5. Rotschwarz Thun 25. 6. Schwerzenbach 24. 7. Rapid Lugano 16. 8. Seebach 12. 9. St. Gallen 8.
10. Bethlehem 1. 

 

SPORT  28.05.1996

Frauenfussball Cup-Final

Autor: Marco Hirt  

FCB-Frauen: Zweites Double in Folge
Die Freude nach dem klaren Cupfinal-Sieg der Bernerinnen über Lugano war gross, obwohl der FC Bern Frauen in den beiden vergangenen Jahren alles gewonnen hat, was es im Schweizer Frauenfussball zu gewinnen gibt. In ihren beiden Saisons mit den Bundesstädterinnen gewann Trainerin Vreni Höhener zweimal das Double (Meisterschaft und Cup). Die Frauen des FC Bern gehören zwar schon lange zur nationalen Spitze, die Überlegenheit, die sie derzeit ausspielen können, ist aber einzigartig. 
  

Finalsieg nur Formsache 
Der Cupfinal 1996 war im Grunde nur eine Formsache. Wie vor Wochenfrist im Neufeldstadion bezwangen die Bernerinnen Rapid Lugano mit vier Toren Unterschied.
Die Tessinerinnen konnten in der ersten halben Stunde - von ihrem begeisterten Anhang angefeuert - überraschend gut mithalten. Nach dem Führungstreffer der FCB-Frauen durch Anouk Macheret nach knapp einer halben Stunde war die Partie aber bereits entschieden. Trotz strömendem Regen gaben sich die Bernerinnen Mühe, weiterhin Tempo zu machen. «Wir wollten dem Publikum beweisen, dass Frauenfussball sehenswert ist», meinte Captain Susanne Gubler nach dem Spiel. Mit der Zuschauerzahl von 550 war die Tribüne für einmal um das Fünf- bis Sechsfache besser besetzt als üblich. Die Bernerinnen zeigten viele gelungene Kombinationen, ihnen gelangen schöne Tore. 
 
Optimale Mischung im Team 
Für den durchschlagenden Erfolg der FCB-Frauen gibt es mehrere Gründe. Erzrivale Seebach steckt zurzeit in der Krise. Nach den Abgängen mehrerer Stammspielerinnen auf diese Saison hin ist der mehrfache Schweizer Meister und Cupsieger zwei Runden vor dem Ende der Meisterschaft noch immer nicht definitiv vor dem Abstieg gerettet. Im Gegensatz zu den Zürcherinnen stimmt beim FC Bern Frauen die Mischung zwischen jungen und erfahrenen Akteurinnen. Mit Nadja Gäggeler, Susanne Gubler, Tatjana Hänni, Sabine Lecsko, Anouk Macheret und Andrea Olling stehen sechs Bernerinnen im aktuellen Kader des Nationalteams. 
 
Stärker als das Nationalteam? 
Hier und dort wird gar gemunkelt, der FC Bern sei derzeit stärker als die Nationalequipe. «Das ist schon möglich», sagt Vreni Höhener. «Ein starkes Kollektiv wird nicht unbedingt von den elf besten Einzelspielerinnen gebildet, sondern von jenen elf, die sich bedingungslos in den Dienst des Teams stellen.» Dieser Devise folgend, beliess Höhener auch ehemalige oder aktuelle Nationalspielerinnen auf der Ersatzbank. 
 
Schweres Erbe für neuen Trainer 
Vreni Höhener, die Baumeisterin der grossen Erfolge in den letzten beiden Jahren, tritt Ende Saison aus beruflichen Gründen zurück. Sie hat schon Angebote von Männerteams erhalten, räumt aber ein, dass sie keine Feierabendfussballer trainieren wolle. «Diesbezüglich war ich bei den Frauen des FC Bern sehr verwöhnt.» Der neue Trainer, Thomas Wyttenbach, will das 4-2-2-System, welches Anfang dieser Saison eingeführt worden ist, weiterführen. Er wird ein schweres Erbe antreten. Vielleicht bringt aber gerade der Wechsel auf dem Trainerposten dem erfolgsgewöhnten Team einen neuen Motivationsschub. 
 
Bern - Rapid Lugano 5:1 (2:0) 
Sportanlage Brühl. - 550 Zuschauer. - SR Veronika Schluchter (Schönenbuch). - Tore: 26. Macheret 1:0. 37. Hänni 2:0. 51. Käser 3:0. 59. Macheret 4:0. 74. Gennari
4:1. 82. Käser 5:1. - Bemerkung: Keine Verwarnungen. 

Bern:
Lecsko; Vonlanthen (68. Olling), Berz, Tschanz, Grossenbacher; Schranz, Gubler, Hänni, Gäggeler (72. Nobs); Käser, Macheret (72. Wenger). 

 

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