mhb. «In dieser Saison hat einfach alles zusammengestimmt», erklärt Trainerin Vreni Höhener den Meistertitel der Berner
Fussballerinnen. Die 31jährige war 15 Jahre lang Spielerin des DFC Bern und konnte nun in ihrer ersten Saison als Trainerin mit Assistentin Margrit Näf gleich den Pokal in Empfang nehmen. In diesem Jahr wird
sie sich um das A-Trainer-Diplom bemühen, welches in der Schweiz erst vier Frauen besitzen.
Der DFC Bern hat in der laufenden Meisterschaft, in der noch zwei Runden ausstehen, nur eine einzige Partie verloren (1:2 gegen Schwerzenbach) und zweimal
unentschieden gespielt - alle andern Spiele konnten gewonnen werden. Die Bernerinnen sind damit auch Favorit für den Cupfinal, der im Juni auf dem Sportplatz Wyler
stattfinden wird. Gegner ist der «ewige Rivale» und letztjährige Meister Seebach, der im Final des Vorjahres mit 1:0 bezwungen wurde.
Nationalteam gegen Deutschland
Bei der Meisterfeier des DFC Bern war auch Alex Gebhart anwesend. Der Sporthochschullehrer ist seit Jahren beim SFV tätig - früher als Juniorentrainer, mittlerweile
als Trainerausbildner und seit vier Jahren als Trainer der Frauennationalmannschaft. Das Nationalteam trägt heute im Rahmen des 100-Jahre-Jubiläums des SFV in
Therwil ein Repräsentativspiel gegen Europameister Deutschland aus. Das optimistische Ziel des Trainers für dieses Spiel ist ein Unentschieden, obwohl der letzte
Vergleich mit einer 0:11-Schlappe endete. «In meiner Ära gab es aber auch einmal eine Niederlage, die mit 0:1 äusserst knapp ausfiel», erinnert sich Gebhart. «Damals
spielten wir am Limit.»
Der Niveauunterschied der Schweiz zu den führenden Nationen (Deutschland und die skandinavischen Länder) ist frappant. Einige Vergleiche, die Gebhart anführt,
zeigen, warum dem so ist. «Während in Deutschland etwa 500 000 Spielerinnen aktiv sind, zählt der Schweizer Frauenfussball rund 5000 Aktive. In Schweden spielen
mehr Frauen Fussball als Männer Eishockey, und in Norwegen ist jedes fünfte Mädchen
Fussballspielerin.» Demgegenüber fehlt dem Schweizer Frauenfussball (noch?) weitgehend die Popularität.
Im Kader des Nationalteams stehen mit Sabine Lecsko, Simone Vonlanthen, Susanne Gubler und Ramona Nobs auch vier Bernerinnen. Nobs ist mit 18 Jahren die
jüngste Nationalspielerin. Sie hat mit sieben Jahren (zusammen mit ihren männlichen Alterskollegen) bei den Aarberger F-Junioren begonnen und ist vier Jahre später
zum DFC Bern gestossen. Mit 15 Jahren spielte sie bereits in der U-21-Auswahl. Seit letzter Saison figuriert sie im 16er-Kader des Nationalteams, wo sie noch keinen
Stammplatz besitzt. In der Familie Nobs aus Baggwil spielen alle vier Kinder Fussball. «Für mich ist es kein Problem, dass sich meine Töchter für Fussball begeistern»,
sagt Mutter Theres Nobs. «Ramona ist ein ähnlicher Spielertyp wie Alain Sutter», meint Mutter Nobs. Ist Sutter auch Ramonas Vorbild? «Ich möchte kein Vorbild
haben», sagt sie. «Natürlich gibt es Spieler, denen ich besonders gerne zusehe. Dazu gehört auch
Sutter.»
Obwohl die Frauenfussballerinnen in der Schweiz reine Amateurinnen sind, ist der Zeitaufwand nebst den Spielen mit zwei Fussball-Trainingseinheiten und einem
Training mit Leichtathletiktrainer Ernst Frey recht gross. Ramona Nobs bevorzugt eindeutig Fussball: «Als Individualsportlerin kann ich mich zu wenig motivieren», sagt
sie. In ihrer Schulklasse im Feusi-Gymnasium sitzt mit dem Berner Lauftalent Anita Weyermann eine Sportlerin, die anders denkt.
Das Kader des DFC Bern: Mirjam Berz, Patricia Dähler, Nadia Gäggeler, Karin
Grossenbacher, Susanne Gubler, Linda Käser, Sabine Lecsko, Annouk Macheret,
Ramona Nobs, Andrea Olling, Ursula Röthlisberger, Evi Schranz, Chris Stelios, Barbara
Tschanz, Simone Vonlanthen, Meret Wenger und Manuela Zahnd.
Die Resultate der 18. Runde:
Bern - Schwerzenbach 2:0. Blue Stars - Bethlehem 5:1 (Torschütze für Bethlehem: 61. Patrizia Rubini 3:1). Rapid Lugano - Seebach 3:4.
Die Rangliste:
1. Bern 32. 2. Seebach 25. 3. Blue Stars 19. 4. Schwerzenbach 17. 5. Rapid Lugano 13. 6. Bethlehem 2.
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