SPORT  02.05.2000

Frauenfussball - FC Bern Frauen

RÉMY LIMPACH

Nach Kantersieg kurz vor dem Titelgewinn
Die Dominanz der Frauenequipe des FC Bern in der NL A ist beeindruckend; fünf Runden vor Schluss steht der Titelgewinn praktisch fest. Das junge Team möchte zudem den letztjährigen Cupsieg verteidigen. Trainerin Susanne Gubler wird den FC Bern per Saisonende verlassen und will sich - in der Region Zürich - als erste Schweizer Trainerin im bezahlten Männerfussball versuchen.
 
Die NLA-Aufsteigerinnen des SK Root mussten am Sonntag auf dem Neufeld gegen den Fussballclub Bern gewaltig unten durch und kamen gleich mit 8:1 unter die Räder. Damit unterstrichen die Bernerinnen ihre Dominanz in der Meisterschaft, in der sie - fünf Runden vor Schluss - mit 13 Punkten Vorsprung auf Malters souverän an der Spitze liegen. Am nächsten Sonntag kann sich der FC Bern mit einem Sieg gegen Rapid Lugano vorzeitig den nationalen Meistertitel sichern.

Die letztjährigen Cupsiegerinnen haben sämtliche 13 Begegnungen gewinnen können; die Betreuerin Christine Miller erhofft sich gar einen Gewinn der Meisterschaft ohne Verlustpunkt. Die Bernerinnen - mit sieben Nationalspielerinnen im Kader - könnten solche Träume tatsächlich Realität werden lassen, derart deutlich ist ihre Überlegenheit. Im Vorjahr wurde der FC Bern hinter Schwerzenbach noch Zweiter - ein Jahr später haben sich die Spielerinnen von Trainerin Susanne Gubler von der Konkurrenz uneinholbar abgesetzt.
 

     
Der FC Bern (rechts Christa Meyer) ist der Konkurrenz mehr als einen Schritt voraus
M. Guggisberg
Ausgeglichene Equipe 
Die Fussballexpertin erklärt sich die Dominanz in dieser Saison durch das ideale Gemisch von jungen und routinierten Akteurinnen, den homogenen Charakter des Teams, die Ausgeglichenheit, die mentale Stärke sowie die seriöse Trainingsarbeit auf dem Neufeld. «Wir nehmen jeden Gegner ernst», erläutert Gubler, «dies sah man auch im Match gegen den SK Root, in dem sich die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilte, was sieben unterschiedliche Torschützinnen bei acht Treffern dokumentieren.»
Die Überlegenheit kann indes auch mühsam sein; einerseits weil in der Schweiz momentan keine Teams existieren, welche den FC Bern richtig fordern könnten. Umgekehrt hat dies zur Folge, dass der Leader im Inland Mühe hat, Freundschaftsspiele zu organisieren, weil nur wenige Vereine durch eine Partie gegen die Bernerinnen ihr Selbstvertrauen in den Keller tragen wollen. Die Trainerin hat sich und dem FCB ehrgeizige Ziele gesteckt, nebst dem Gewinn des Meistertitels soll der Cupsieg wiederholt werden. Die Chancen dazu stehen gut: Bern trifft im Cup-Halbfinal am 17. Mai auf Zuchwil, der Erfolg in der Meisterschaft steht praktisch fest, auch wenn Gubler darüber nur ungern spricht - wie ihr Pendant im Männerfussball, Marcel Koller vom FC St. Gallen.
Die Zuschauerzahlen auf dem Neufeld sind jedoch nicht mit jenen auf dem Espenmoos zu vergleichen; zu den Heimspielen kommen meistens etwa 50 bis 100 Zuschauer. Die FC-Bern-Trainerin hat sich daran gewöhnt: «Wir spielen, um Spass zu haben. Zudem haben die wenigen Zuschauer alle Interesse an unseren Partien, sind es doch meistens Verwandte und Bekannte der Spielerinnen.»
 
Gubler dirigiert bald Männer
Susanne Gubler, Trainerin des DFC Bern, wird per Ende Saison ihre Arbeit in der Hauptstadt beenden und ihr Glück im bezahlten Männerfussball versuchen. Die Verhandlungen mit einem Klub in der Region Zürich seien momentan noch im Gang, sagt die Urdorferin, die noch keine Namen nennen will. In spätestens zwei Wochen soll diesbezüglich jedoch Klarheit herrschen.
Gubler spielte 13 Jahre in der NL A und war während 10 Jahren Mitglied der Nationalmannschaft. Als Trainerin war Gubler ein Jahr in Seebach tätig und betreut seit zwei Jahren die 1. Mannschaft des DFC Bern, für die sie während sieben Jahren die Fussballschuhe schnürte. Die Zürcherin führt in Thun ein Fitnesszentrum und wohnt zurzeit in Zürich. Auf die Herausforderung Männerfussball freut sich Gubler ungemein, auch wenn sie dafür ihr Arbeitspensum in Thun auf rund 20 Prozent reduzieren muss. 

 

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