SPORT  14.01.1999

Frauenfussball, Nadia Gäggeler

*Werner J. Haller 

Gäggelers Höhenflug bei den «Raben»
Bei den «Raben» in New Hampshire hat Nadia Gäggeler nicht nur ihr Glück als Fussballerin gefunden. Die erst 20jährige Bernerin will in den USA auch ihr Studium erfolgreich abschliessen.
  
In den USA geniesst Frauenfuss-ball einen hohen Stellenwert. Kein Wunder eigentlich, denn die Titelgewinnerinnen der 1991 in China erstmals ausgetragenen Weltmeisterschaft stammen aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Die USA sind dieses Jahr, vom 19. Juni bis 10. Juli, auch Austragungsort der dritten WM-Endrunde. Zum engen Favoritenkreis gehören neben Titelverteidiger Norwegen (1995 in Schweden) abermals die Gastgeberinnen.
 
Wie die BZ über YB
Nadia Gäggeler, die im Sommer letzten Jahres ein Engagement der New Hampshire Ravens (= Raben) dankend angenommen hat, schwärmt jedenfalls vom «Womens Soccer» in den USA: «Das sehr erfolgreiche Nationalteam hat dem Frauenfussball enormen Auftrieb verliehen. Kickende Frauen sind in Nordamerika akzeptiert.» Die Schweizer Internationale, die vor ihrem Auslandaufenthalt beim FCBern gespielt hat, staune oft über die Medienpräsenz. «Über die Meisterschaft wird viel informiert. In den Zeitungen findet man beispielsweise grosszügige Stories mit Bildern. Man muss sich das etwa so vorstellen, wie wenn beispielsweise die BZ montags jeweils über den NLA-Fussball der Männer oder die Young Boys berichtet.» Der US-Fussball steckt trotzdem noch in den Kinderschuhen, und der Zenith ist damit noch lange nicht erreicht. «Die Idee einer Profiliga für Frauen besteht bereits», erklärt Gäggeler. «Und ich glaube, dass Spielerinnen irgendwann mal auch von 'Soccer' leben können.»
 
Die erst 20jährige Bernerin aus Münsingen jedenfalls wird Nordamerika auch in Zukunft die Treue halten. Am 19. Januar kehrt sie bereits wieder in ihre neue Heimat zurück. Die Saison aber beginnt erst wieder im August. «Langweilig wird es mir deshalb bestimmt nicht, und Heimweh habe ich in den vergangenen Monaten eigentlich keines verspürt. Ich glaube, meine Eltern leiden mehr unter dieser Fernbeziehung.» Einerseits möchte Nadia Gäggeler in Übersee unbedingt ihr Studium beenden, andererseits wird sie Jeff Bailey, der Coach der New Hampshire Ravens, nur ungern wieder gehen lassen. Sie gehörte im 23köpfigen Kader zu den Leistungsträgerinnen. In allen 23 Partien gehörte die Mittelfeldspielerin der Startformation an. 13 Tore und 8 Zuspiele belegen ihre Wahl ins Team der «New-England-Conference». Die Teamleaderin gibt aber auch offen zu, dass sie viel gelernt habe: «Der Fussball ist in den USA anders. Ich habe vor allem von der kampf- und körperbetonten Spielweise profitiert.»
 
Titel knapp verpasst
Nur der harte Ausscheidungskampf in den Playoffs kostete die «Ravens» von der Franklin-Pierce-Schule 1998 den fünften Titelgewinn in Serie. 22 Spiele hat die erfolgsverwöhnte Equipe in der vergangenen Saison gewonnen. Die erste und einzige Niederlage datiert vom 4.Dezember: damals verlor New Hampshire den Halbfinal gegen den späteren Champion Lynn Florida mit 0:4. «Der grosse Temperraturunterschied hat auch seinen Teil zu unserem frühen Scheitern beigetragen. In New Hampshire zeigte das Thermometer nur 5 Grad an, im sonnigen Süden stieg das Quecksilber auf 25 Grad», erinnert sich Gäggeler.  Der verpasste Titel ist nur eine von wenigen Herausforderungen, die Nadia Gäggeler nach ihrem kurzen Bern-Besuch in diesen Tagen zu einer baldigen Rückkehr in die USA bewegt. «Ich möchte eben noch mehr gute Erfahrungen machen.»*
 

*Werner J. Haller

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